Und dann stellt man erneut fest, dass es noch komplizierter ist, als gedacht.
Um an dem Modul "Grundkonzepte des WWW" teilnehmen zu können, muss man zunächst das Modul "Informatik für Geisteswissenschaftler" erfolgreich abgeschlossen haben. Das wird allerdings nur im Sommersemester angeboten.
Und plötzlich ist der Stundenplan noch leerer, als er vorher schon war und es gilt die Lücken zu stopfen. Aber womit? "Der organisierte Nationalismus in Deutschland zur Zeit des Deutschen Kaiserreiches"? "Einführung in die Politikgeschichte des industriellen Zeitalters"?
Und kann ich schon mit einem der drei "Medienpraxis"-Module anfangen? Aber was heißt "2+4 SWS"? Projektarbeit? Wenn ich keine Fachprüfung bei dem Dozenten machen kann, heißt das auch, dass ich das Modul nicht abschließen kann?
Sollte ich lieber den Weg des geringsten Widerstandes gehen und dem Mainstream folgen und BWL A doch dieses Semester machen? Oder sollte ich Dienstag einfach mal bei der Fachschaft um Hilfe bitten? Oder schlage ich mich weiter alleine durch und vertraue darauf, dass ich die Kurve schon irgendwie kriegen werde?
Sind 9 Vorlesungen die Woche (= 18 SWS) nicht ein bisschen wenig? Aber das wären immerhin 35 ECTS. Also falls meine Rechnung mit dem Medienpraxis-Modul aufgeht.
Ja, ich gebe es zu: Ich stehe gerade auf dem Bahnhof und hier rauscht ein ICE nach dem anderen durch. Und tatsächlich liegt mittlerweile die vierte Version meines Stundenplanes vor mir. Mal sehen, wie viele es noch werden.
night shadow - 11. Okt, 22:24
Überfluss an Informationen. Überfluss an Abkürzungen. Überfluss an neuen Gesichtern.
Der Anfang war einfacher als gedacht: Mittwoch morgen bin ich aus der Bahn ausgestiegen, habe mich von dem Menschenstrom Richtung Busbahnhof treiben lassen und bin mit der Masse in den Bus eingestiegen. Drückende Enge, der Bus war übervoll, ein paar sind nicht mehr mit reingekommen und mussten auf den nächsten warten. Aber die Frau ein paar Haltestellen weiter wurde samt Kinderwagen noch mit reingequetscht.
Was beim ersten Mal gut klappte, sollte auch beim zweiten Mal funktionieren: An der Uni angekommen folgte ich erneut der Menschenmenge und gelangte so nicht nur sicher über die Straße, sondern auch zielsicher zum Audimax.
Weder der Uni-Präsident, noch der Bürgermeister ließen sich die Ehre nehmen uns Erstis mit einer jeweils etwa halbstündigen Rede zu beglücken.
Später so genanntes "Speed-Dating". Menschen im Ein-Minuten-Takt kennenlernen. Eine Uni-Ralley, die insofern produktiv war, als dass ich mittlerweile zumindest verstanden habe, dass sämtliche Uni-Gebäude irgendwie miteinander verbunden sind. Und dass man in die Bibo (Uni-Bibiothek) nur dann darf, wenn man seine Sachen vorher in ein Schließfach einschließt. Aber das geht nur, wenn man ein eigenes Schloss hat.
Die Mensa und das Essen waren dann doch eher gewöhnungsbedürftig. Groß, chaotisch und viele Menschen. Und das obwohl ja eigentlich Semesterferien waren. Vegetarische Pizza. Mit viiiiel Paprika. Ich hasse Paprika. Oder undefinierbarer Eintopf. Oder "griechische Hirtenrolle", an die sich auch keiner von den Teamern ran getraut hat.
Den Rückweg habe ich dann mit einer Kommilitonin bestritten. Ohne die hätte ich die Bushaltestelle vermutlich auch nicht wiedergefunden. Die Bahnfahrt gestaltete sich dadurch recht kurzweilig und ich muss sagen, dass sie mir durchaus sympathisch wurde und ist. Schade nur, dass ich sie eher weniger zu Gesicht bekommen werde, da sie ihren Master macht.
Donnerstag morgen dann ein ähnliches Spiel. Nur das ich bereits am Ende der Zugfahrt auf besagte Master-Studentin traf und der Bus nicht so voll war, wie am Morgen zuvor.
Dann war Frühstücken angesagt. Ich hasse Massenfrühstücke. Und so zog ich es vor, schweigend alleine mit meiner Kaffeetasse zu kommunzieren.
Das schien den Teamer neben mir zu irritieren, denn er versuchte zwei Mal mich zum Essen aufzufordern.
Und dann kamen wir endlich zu dem Programmpunkt, wegen dem ich die O-Phase hauptsächlich mitgemacht hatte: Die Erstellung der Stundenpläne.
Die ersten Mitteilungen waren ernüchternd, wenn auch nicht überraschend. Ja, Mathe, BWL, VWL und Info sind Pflichtvorlesungen. Während ich dieses Semester Mathe und Info machen werde, hebe ich mir die sechs Semesterwochenstunden BWL für nächstes Jahr auf (mal ganz ehrlich: den Montagmorgen um 7 Uhr mit BWL anzufangen wäre ja auch ein bisschen zu pervers oder?) und VWL-Vorlesungen werden "leider" nur im Sommersemester angeboten.
Der Rest war weniger tragisch. wenn auch um einiges verwirrender. Wahlpflicht und Module und Seminare und Proseminare und Vorlesungen und Hausarbeiten und Klausuren und ...
Aber im Großen und Ganzen bin ich ganz zuversichtlich, dass das jetzt so passt mit dem Stundenplan. Vermutlich kann ich sogar noch ein oder zwei Veranstaltungen rausstreichen, falls sie mir nicht gefallen.
Natürlich waren manche Sachen bitter: Dass sich die "Einführung in die Psychologie" mit der Pflicht-Info-Veranstaltung überschneidet. Oder dass für viele Seminare die Einschreibefrist bereits abgelaufen ist.
Darüber hinaus bin ich mir noch nicht so sicher, ob ich mit meinen Kommilitonen glücklich bin oder werde. Natürlich soll man keine voreiligen Schlüsse ziehen, aber viele der Mädels wirken auf den ersten (und auch auf den zweiten Blick) wie Tussis.
Aber mal abwarten, was die nächsten Tage und Wochen bringen werden.
night shadow - 11. Okt, 00:34
Ein halbes Jahr. Sechs Monate. Und im Nachhinein betrachtet doch nicht mehr, als ein Wimpernschlag. Zeit ist etwas surreales.
Ich warte immer noch darauf, dass sich Freude und positive Aufregung endlich einstellen. Im Moment verspüre ich einfach nur Angst. Angst vor dem großen Unbekannten. Angst davor zu scheitern. Angst davor in der Anonymität unterzugehen, verloren zu gehen.
Wie soll ich so etwas Großes wie ein Studium bewältigen, wenn ich doch schon im Kleinen erbärmlich scheitere? Der BaFög-Antrag liegt neben dem Mietvertrag in der Küche. Bei Final Fantasy X wartet der Endgegner nach wie vor darauf besiegt zu werden. Und heute morgen habe ich es nicht einmal geschafft rechtzeitig aufzustehen.
Aber unter all dem bleibt die Hoffnung, dass die Probleme gar nicht so groß sind, wie sie mir im Moment vorkommen und sie ihre einschüchternde Macht verlieren, sobald mich ein geregelter Tagesablauf wieder hat, sobald die Lethargie durch Aktivität abgeschüttelt wurde.
night shadow - 7. Okt, 00:14
Wo kommen all die grauen Wolken her?
Ich schau' nach draußen auf den Tag,
es regnet und ich kann nicht mehr.
Wo ist der blaue Himmel hin?
Ich weiß nicht, warum ich lebe,
nur, dass ich am Leben bin.
Dann steh' ich auf und gehe unter Menschen
und frage mich, was kann ich tun?
Ich will sie hassen und kann's nicht lassen,
in allem, was sie ausmacht,
auch ein Stück von mir zu sehen.
Blumfeld
Aktivität hilft bedingt die krausen Gedanken aus dem Kopf zu vertreiben, Aber eben nur bedingt.
Die Wohnung wäre doch schon ab dem 20. Oktober bzw. ab dem 6. Oktober zu haben, sofern ich selbst streiche. Entscheidungen treffen. Wie ich es hasse.
Vorhänge und Duschvorhang würde mir die Vormieterin überlassen.
Sechs Monate reichen, um viele Erinnerungen in weiches, nostalgisches Licht zu tauchen. Abgesehen von dem frühen Aufstehen war Schule vielleicht doch nicht so doof. Und vielleicht waren auch nicht alle Lehrer sadistische Despoten.
Wer hätte gedacht, dass man über Smoothies so viel und so oft lachen kann.
Die Wäsche abnehmen, während die ersten Regentropfen fallen. Ein verdammt gutes Gefühl endlich einmal den richtigen Zeitpunkt erwischt zu haben.
Post aus Duisburg: Ich solle doch bitte die BaFög-Formulare einreichen. Ähm ...
Ja, das sollte ich wohl. Aber in Paderborn und nicht in Duisburg. Mist!
night shadow - 25. Sep, 00:57
Ein leerer Bauch, ein wilder Blick,
das Herz verhärtet, den Kopf im Strick.
Ein Tag wie jeder andere: ohne Liebe, ohne Glück
Ein Schritt nach vorne, zwei zurück.
Doch nichts hat Bestand,
nicht mal das Leid
und selbst die größte Scheiße
geht mal vorbei.
Böhse Onkelz
Es gibt so Tage, an denen man durchhängt, ohne ersichtlichen Grund. Es gibt so Tage, an denen man sich matschig fühlt. Unzulänglich irgendwie, an denen einem Gedanken durch den Kopf spuken, die man sonst nicht hat.
Das Leben bleibt bunt und spannend, aber dazu gehört wohl auch, dass es manchmal diese grauen Tage geben muss, an denen man glaubt, dass die Sonne nie wieder richtig scheinen wird.
Zukunftsängste sind schon lange nichts Neues mehr, aber manchmal kommen sie so unverhofft und überraschend. Ich weiß, dass es richtig ist nach Paderborn zu gehen. Und wenn auch nur aus dem Grund, dass es nichts Richtigeres gibt. Und doch machte sich vor und während ich heute das Geld überwies wachsende Beklemmung breit.
Wie gut, wenn man einen Menschen bei sich hat, der einem bei all den Dingen hilft, die man selbst nicht kann. Und wenn es nur das Eintragen der Matrikel-Nummer in die Betreffzeile ist. Freunde sind schon etwas Tolles.
Die Kaution und die Miete für November muss ich auch noch überweisen. Und den Immatrikulationsantrag abschicken. Und den Erstattungsantrag. Und dann muss ich eigentlich noch meinen Stundenplan zusammenstellen.
Ja, es wird wieder Zeit einen geregelten Lebensrhythmus zu finden. Einfach nur, um von all den kleinen Hürden des Lebens nicht immer so überfordert zu sein. Vielleicht würde es ja auch schon reichen sie nicht immer vor sich herzuschieben.
Aber - natürlich, wie sollte es auch anders sein? - das Leben geht weiter und schlußendlich ist es wohl auch nur mein Hang zum Dramatisieren, der mit mir durchgeht. Keine unlösbaren Probleme, es fehlt einfach nur der Elan und die Motivation sie anzugehen. Vielleicht morgen wieder.
night shadow - 18. Sep, 22:56
Schade. Die Wohnung, die wir heute besichtigt haben, war zwar wirklich schön, aber für eine Zweier-WG denkbar ungeeignet und zum alleine wohnen einfach zu teuer. Optimale Lage: Einmal über die Straße und man steht direkt auf dem Uni-Parkplatz; Tankstelle, Burger King und eine Bushaltestelle direkt vor der Haustür. Aber was soll's? Vergossener Milch hinterher zu weinen bringt ja nichts.
Dafür habe ich heute einmal mehr die Glanzleistung gebracht gleich drei Mal verschiedene Fast-Food-Ketten aufzusuchen. Zu meiner Verteidigung sei angemerkt, dass es zwei Mal nur für einen Becher Kaffee war.
Darüber hinaus scheint es ganz so, als wolle meine ehemalige Stufe die Paderborner Universität stürmen. Ich hoffe bestimmte Leute sind genau so wenig begeistert wie ich, dass man sich, wenn es dumm läuft, auf dem Campus über den Weg läuft. Aber eigentlich bin ich guten Mutes, dass sich das in Anbetracht der Masse an Studenten vermeiden lässt.
Die Paderborner Uni schafft es allerdings immer noch mich positiv zu beeindrucken: Nachdem ich erst Dienstag das Formular abgegeben hatte, dass ich den Studienplatz annehme, waren heute tatsächlich schon die Einschreibungsunterlagen da.
night shadow - 11. Sep, 21:36
Natürlich: Wieso sollte es auch einfach sein?
Formulare gibt es auf der Website der Duisburger Uni viele. Tatsächlich auch eins zum Exmatrikulieren. Und wenn man sich vor Semesterbeginn exmatrikuliert bekommt man das ganze Geld zurück erstattet. Aber zum ordnungsgemäßen Exmatrikulieren braucht man einen Entlastungsvermerk der Uni-Bibliothek und den muss man sich persönlich geben lassen.
Klar, ich fahre mal eben 400 Kilometer, nur um mir eine Unterschrift und einen Stempel abzuholen. Und das obwohl ich die Uni-Bibliothek noch nie betreten habe.
Nein. Stattdessen werde ich neben dem Formular und meinem Studierendenausweis einen netten Brief mit einschicken, in dem ich eben diesen Sachverhalt erkläre und hoffen, dass ich mein Geld auch ohne weiteren Besuch im Ruhrpott wieder bekomme.
Und dann lässt sich die Akte "Universität Duisburg-Essen" hoffentlich entgültig schließen.
night shadow - 9. Sep, 15:00
Oh Danny boy, the pipes, the pipes are calling
From glen to glen, and down the mountainside
The summer's gone, and all the roses falling
'Tis you, 'tis you must go and I must bide.
But come ye back when summer's in the meadow
Or when the valley's hushed and white with snow
'Tis I'll be here in sunshine or in shadow
Oh Danny boy, oh Danny boy, I love you so.
But if ye come, when all the flowers are dying
If I am dead, as dead I well may be
Ye'll come and find the place where I am lying
And kneel and say an "Ave" there for me.
And I shall hear, tho' soft you tread above me
And o'er my grave will warmer sweeter be
For ye shall bend and tell me that you love me
And I shall sleep in peace until you come to me.
Frederick Weatherley
night shadow - 8. Sep, 21:05
Menschen lieben die Vielfalt. Aber momentan bin ich noch völlig erschlagen von dem Vorlesungsverzeichnis der Paderborner Uni.
Während in Duisburg die Wahlmöglichkeiten sehr eingeschränkt bzw. gar nicht vorhanden waren, hat man in Paderborn scheinbar die große Auswahl. Auf der einen Seite ist das wirklich toll, weil man seine Vorlesungen ganz nach seinem Interesse auswählen kann.
Auf der anderen Seite verstehe ich im Moment nur Bahnhof. Was sind Pflichtveranstaltungen, was nicht? Muss ich Mathe für Wirtschaftswissenschaftler (Igittipfui!) direkt im ersten Jahr machen (das ich es machen muss, daran habe ich leider gar keine Zweifel) oder habe ich noch ein bisschen Gnadenfrist? Muss ich jedes Semester ein zweimonatiges Praktikum machen oder nur einmal während des Studiums? Und wenn ersteres zutrifft, wo soll ich die Zeit dazu hernehmen?
Aber was soll's? Optmismus ist toll und im Großen und Ganzen bin ich ziemlich sicher, dass ich das Kind schon irgendwie schaukeln werde.
Das Gefühl ist alle Mal besser, scheinbar nicht nur bei mir und nicht zuletzt, weil der Druck eine Wohnung bis Semesteranfang zu finden vollkommen weg ist. Dazu der Dialog mit der kleinen Frau: "Wenn du nach Paderborn gehst, dann ziehst du doch nicht weg oder?" - "Ich weiß noch nicht. Wenn ich eine Wohnung finde, dann vermutlich schon." - "Ich hoffe nicht!"
Und jetzt werde ich zumindest kein arbeitsloser Soziologe, sondern kann mir einen kreativen anderen Begriff ausdenken. ;)
night shadow - 6. Sep, 22:23