Seltsame Begegnungen

Der "böse Blick" scheint vorläufig seine abschreckende Wirkung verloren zu haben. Das ist ein bisschen schade, weil er eigentlich verdammt praktisch war. Einfach ein bisschen böse gucken, dann ließen einen die Leute in Ruhe. Mehr Ruhe beim Bahn fahren und kein lästiger Smalltalk.
Die vergangene Woche ließ er mich jedoch gleich zwei Mal im Stich.

Das erste Mal war letzten Mittwoch, als ich nach einem Tag voller Mathe lernen am Herforder Bahnhof noch eine Zigarette rauchte. Plötzlich kam ein nach Patchouli stinkender, vielleicht 17-jähriger Gothic auf mich zu. "Haste mal ne Zigarette?" Ich bin mir immer noch nicht sicher, was er genommen hatte, aber nüchtern war er definitiv nicht. Klar hatte ich eine Zigarette. Eigentlich fand ich die Ohrstöpsel in meinen Ohren ziemlich eindeutig: Nein, ich möchte mich nicht mit dir unterhalten. Das ignorierte er aber. "Boah, voll scheiße, ey. Muss noch bis morgen früh, halb acht warten."
"Oh, das ist ja nicht so toll."
"Nä. Voll kacke, mein Freund hat mich rausgeschmissen."
"Hm ... blöde Sache."
"Yo. Und jetzt muss ich zu meinem Onkel. Der verprügelt mich wieder." Ok, dazu viel mir wirklich nichts mehr ein, deshalb schwieg ich und überlegte, wie ich möglichst elegant von dem Typi wegkomme. "Und, wo musst du noch hin?"
"Ähm ... ich werde jetzt abgeholt." Puh ... Steilvorlage.
Er musterte mich abschätzend von oben bis unten. "Von deinen Eltern oder was?"
"Ja, genau. Ich muss dann auch ... tut mir leid." Und weg war ich.

Die zweite Begegnung war weniger erschreckend und fand im Zug von Herford nach Paderborn statt. Mit den obligatorischen Ohrstöpseln verstand ich nicht, was der Mann mich fragte, aber da er auf den Platz mir gegenüber deutete, nickte ich euphorisch und wollte mich wieder meinem BWL-Script zuwenden. Ihm schien aber nach Kommunikation zu sein. "Kalt draußen heute." Der Klassiker also.
Ein bisschen widerwillig nehme ich die Ohrstöpsel raus und nuschele irgend etwas nichtssagendes. Dann fällt sein Blick auf das Script in meiner Hand. "Lernst du etwa?"
Irgendwie entwickelt sich doch noch ein ganz nettes Gespräch und er erzählt, dass er LKW-Fahrer gewesen sei und jetzt eine Umschulung zum Fahrlehrer mache.
Mit einem treuherzigen Lächeln erklärte er mir dann, bevor er ausstieg, dass er mir morgen früh die Daumen für meine BWL-Klausur drücken würde, gab mir die Hand und war verschwunden.

Jetzt frage ich mich, woran das liegt: Ist der Klausurstress schuld und werden die Leute mich jetzt wieder in Ruhe lassen? Oder bleibt das jetzt so? Aber wenn sich das so im Rahmen hält, dann wäre es vermutlich auch noch recht ertragbar.
Freak-Baer - 25. Feb, 21:32

Besser als wenn sich keiner neben dich setzen will, wie bei mir immer ;)

TT

Alles gehört dir,
eine Welt aus Papier.
Alles explodiert,
kein Wille triumphiert.

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